Jürgen Habermas — Юрген Хабермас


Sueddeutsche Zeitung, Nr. 98, Freitag, 29 April 2022


Schriller Ton, moralische Erpressung: Zum Meinungskampf zwischen ehemaligen Pazifisten, einer schockierten Öffentlichkeit und einem abwägenden Bundeskanzler nach dem Überfall auf die Ukraine.


Nach 77 Jahren ohne Krieg und 33Jahre nach Beendigung eines nur im Gleichgewicht des Schreckens bewahrten, wenn auch bedrohten Friedens sind die aufwühlenden Bilder eines Krieges zurückgekehrt – vor unserer Tür und von Russland willkürlich entfesselt. Wie nie zuvor beherrscht die mediale Präsenz dieses Kriegsgeschehens unseren Alltag. Ein ukrainischer Präsident, der sich mit der Macht der Bilder auskennt, sorgt für eindrucksvolle Botschaften. Die täglich neuen Szenen von roher Zerstörung und aufrüttelndem Leiden finden in den sozialen Medien des Westens ein selbstverstärkendes Echo. Das Neue an der Veröffentlichung und kalkulierten Öffentlichkeitswirksamkeit eines unberechenbaren Kriegsgeschehens mag uns Ältere dabei mehr beeindrucken als die mediengewohnten Jüngeren.

Aber gekonnte Inszenierung hin oder her – es sind Tatsachen, die an unseren Nerven zerren und zu deren schockierender Wirkung das Bewusstsein von der territorialen Nähe dieses Krieges beiträgt. So wächst unter den Zuschauern im Westen die Beunruhigung mit jedem Toten, die Erschütterung mit jedem Ermordeten, die Empörung mit jedem Kriegsverbrechen – und der Wunsch, auch etwas dagegen zu tun. Der rationale Hintergrund, vor dem diese Emotionen landesweit aufwallen, ist die selbstverständliche Parteinahme gegen Putin und eine russische Regierung, die einen massiven völkerrechtswidrigen Angriffskrieg vom Zaune gebrochen haben und die mit ihrer systematisch menschenverachtenden Kriegführung gegen das humanitäre Völkerrecht verstoßen.

Trotz dieser einhelligen Parteinahme bahnt sich unter den Regierungen des westlichen Staatenbündnisses ein differenziertes Vorgehen an; und in Deutschland ist ein schriller, von Pressestimmen geschürter Meinungskampf über Art und Ausmaß der militärischen Hilfe für die bedrängte Ukraine ausgebrochen. Die Forderungen der unschuldig bedrängten Ukraine, die die politischen Fehleinschätzungen und falschen Weichenstellungen früherer Bundesregierungen umstandslos in moralische Erpressungen ummünzt, sind so verständlich, wie die Emotionen, das Mitgefühl und das Bedürfnis zu helfen, die sie bei uns allen auslösen, selbstverständlich sind.

Und doch irritiert mich die Selbstgewissheit, mit der in Deutschland die moralisch entrüsteten Ankläger gegen eine reflektiert und zurückhaltend verfahrende Bundesregierung auftreten. Seine Politik bringt der Bundeskanzler im Interview mit dem Spiegel mit dem Satz auf den Punkt: „Wir treten dem Leid, das Russland in der Ukraine anrichtet, mit allen Mitteln entgegen, ohne dass eine unkontrollierbare Eskalation entsteht, die unermessliches Leid auf dem ganzen Kontinent, vielleicht sogar in der ganzen Welt auslöst.“ Nachdem sich der Westen entschlossen hat, in diesen Konflikt nicht als Kriegspartei einzugreifen, gibt es eine Risikoschwelle, die ein ungebremstes Engagement für die Aufrüstung der Ukraine ausschließt. Diese ist durch den jüngsten Schulterschluss unserer Regierung mit den Alliierten in Ramstein ebenso wie durch Lawrows erneute Drohung mit dem Einsatz von Atomwaffen soeben wieder in ein grelles Licht gerückt worden. Wer ungeachtet dieser Schwelle den Bundeskanzler in aggressiv-selbstgewissem Tenor in diese Richtung immer weiter vorantreiben will, übersieht oder missversteht das Dilemma, in das der Westen durch diesen Krieg gestürzt wird; denn dieser hat sich mit dem auch moralisch gut begründeten Entschluss, nicht Kriegspartei zu werden, selbst die Hände gebunden.

Das Risiko eines Weltenbrandes ist unbedingt zu meiden

Das Dilemma, das den Westen zur risikoreichen Abwägung im Raum zwischen zwei Übeln – einer Niederlage der Ukraine oder der Eskalation eines begrenzten Konflikts zum dritten Weltkrieg – nötigt, liegt auf der Hand. Einerseits haben wir aus dem Kalten Krieg die Lehre gezogen, dass ein Krieg gegen eine Atommacht nicht mehr in irgendeinem vernünftigen Sinne „gewonnen“ werden kann, jedenfalls nicht mit Mitteln militärischer Gewalt innerhalb der überschaubaren Frist eines heißen Konflikts. Das atomare Drohpotenzial hat zur Folge, dass die bedrohte Seite, ob sie nun selber über Atomwaffen verfügt oder nicht, die in jedem Fall unerträglichen Zerstörungen militärischer Gewaltanwendung nicht durch einen Sieg, sondern bestenfalls mit einem für beide Seiten gesichtswahrenden Kompromiss beenden kann. Dann wird keiner Seite eine Niederlage zugemutet, die sie als „Verlierer“ vom Feld gehen lässt. Die derzeit mit den Kämpfen noch parallel laufenden Waffenstillstandsverhandlungen sind ein Ausdruck dieser Einsicht; sie halten einstweilen den reziproken Blick auf den Gegner als möglichen Verhandlungspartner offen. Zwar hängt das russische Drohpotenzial davon ab, dass der Westen Putin den Einsatz von ABC-Waffen zutraut. Aber tatsächlich hat die CIA während der letzten Wochen schon vor der aktuellen Gefahr sogenannter „kleiner“ Atomwaffen gewarnt (die offenbar nur deshalb entwickelt worden sind, um Kriege unter Atommächten wieder möglich zu machen). Das verleiht der russischen Seite einen asymmetrischen Vorteil gegenüber der Nato, die wegen des apokalyptischen Ausmaßes eines Weltkrieges – mit der Beteiligung von vier Atommächten – nicht zur Kriegspartei werden will.

Nun entscheidet Putin darüber, wann der Westen die völkerrechtlich definierte Schwelle überschreitet, jenseits derer er die militärische Unterstützung der Ukraine auch formal als Kriegseintritt des Westens betrachtet. Angesichts des unbedingt zu vermeidenden Risikos eines Welten

brandes lässt die Unbestimmtheit dieser Entscheidung keinen Spielraum für riskantes Pokern. Selbst wenn der Westen zynisch genug wäre, die „Warnung“ mit einer dieser „kleinen“ Atomwaffen als Risiko einzukalkulieren, also schlimmstenfalls in Kauf zu nehmen, wer könnte garantieren, dass die Eskalation dann noch aufzuhalten wäre? Was bleibt, ist ein Spielraum für Argumente, die im Licht der fachlich notwendigen Kenntnisse und aller erforderlichen, nicht immer öffentlich zugänglichen Informationen sorgfältig abgewogen werden müssen, um begründete Entscheidungen treffen zu können. Der Westen, der ja schon mit der Verhängung drastischer Sanktionen von Anbeginn keinen Zweifel an seiner faktischen Kriegsbeteiligung gelassen hat, muss deshalb bei jedem weiteren Schritt der militärischen Unterstützung sorgfältig abwägen, ob er damit nicht auch die unbestimmte, weil von Putins Definitionsmacht abhängige Grenze des formalen Kriegseintritts überschreitet.

Kann dieser Krieg gegen eine Atommacht „gewonnen“ werden?

Andererseits kann sich der Westen aufgrund dieser Asymmetrie, wie auch die russische Seite weiß, nicht beliebig erpressen lassen. Würde dieser die Ukraine einfach ihrem Schicksal überlassen, wäre das nicht nur unter politisch-moralischen Gesichtspunkten ein Skandal, es läge auch nicht im eigenen Interesse. Denn dann müsste er erwarten, das gleiche russische Roulette demnächst wiederum im Falle von Georgien oder der Republik Moldau spielen zu müssen – und wer wäre der Nächste? Gewiss, die Asymmetrie, die den Westen längerfristig in eine Sackgasse treiben könnte, besteht ja nur so lange, wie sich dieser aus guten Gründen scheut, einen nuklearen Weltkrieg zu riskieren. Mithin wird dem Argument, Putin nicht in die Ecke zu drängen, weil er dann zu allem fähig sei, entgegnet, dass erst diese „Politik der Furcht“ dem Gegner freie Hand lässt, die Eskalation des Konflikts Schritt für Schritt voranzutreiben (Ralf Fücks in der SZ). Freilich bestätigt auch dieses Argument nur den Charakter einer schwer berechenbaren Lage. Denn solange wir aus guten Gründen entschlossen sind, für den Schutz der Ukraine nicht als eine weitere Partei in den Krieg einzutreten, müssen Art und Umfang der militärischen Unterstützung auch unter diesem Gesichtspunkt qualifiziert werden. Wer sich auf rational vertretbare Weise gegen eine „Politik der Furcht“ wendet, bewegt sich schon innerhalb des Argumentationsspielraums jener politisch zu verantwortenden und sachlich umfassend informierten Abwägung, auf der Bundeskanzler Olaf Scholz zu Recht besteht.

Dabei geht es um die Beachtung einer aus unserer Sicht für Putin zustimmungsfähigen Interpretation einer rechtlich definierten Grenze, die wir uns selbst auferlegt haben. Die echauffierten Gegner der Regierungslinie sind, wenn sie die Implikationen einer Grundsatzentscheidung, die sie nicht in Frage stellen, leugnen, inkonsequent. Der Entschluss zur Nichtbeteiligung bedeutet nicht, dass der Westen die Ukraine up to the point of immediate involvement dem Schicksal ihres Kampfes mit einem überlegenen Gegner überlassen muss. Seine Waffenlieferungen können offensichtlich den Verlauf eines Kampfes, den die Ukraine selbst um den Preis großer Opfer weiterzuführen entschlossen ist, günstig beeinflussen. Aber ist es nicht ein frommer Selbstbetrug, auf einen Sieg der Ukraine gegen die mörderische russische Kriegführung zu setzen, ohne selbst Waffen in die Hand zu nehmen? Die kriegstreiberische Rhetorik verträgt sich schlecht mit der Zuschauerloge, aus der sie wortstark tönt. Denn sie entkräftet ja nicht die Unberechenbarkeit eines Gegners, der alles auf eine Karte setzen könnte. Das Dilemma des Westens besteht darin, dass er einem gegebenenfalls auch zur atomaren Eskalation bereiten Putin nur durch eine sich selbst begrenzende militärische Unterstützung der Ukraine, die diesseits der roten Linie eines völkerrechtlich definierten Kriegseintritts bleibt, den Grundsatz signalisieren kann, dass er auf der Integrität staatlicher Grenzen in Europa besteht.

Unsere Leitmedien verbreiten wilde Spekulationen

Die kühle Abwägung einer sich selbst beenzenden Militärhilfe wird zusätzlich kompliziert durch die Einschätzung der Motive, die die russische Seite zu ihrem offensichtlich falsch kalkulierten Entschluss bewogen haben. Die Konzentration auf die Person Putins führt zu wilden Spekulationen, die unsere Leitmedien heute wie zu den besten Zeiten der spekulativen Sowjetologie ausbreiten. Das heute vorherrschende Bild vom entschlossen revisionistischen Putin bedarf wenigstens des Abgleichs mit einer rationalen Einschätzung seiner Interessen. Auch wenn Putin die Auflösung der Sowjetunion für einen großen Fehler hält, kann das Bild des verstiegenen Visionärs, der mit dem Segen der russischorthodoxen Kirche und unter dem Einfluss des autoritären Ideologen Alexander Dugin die schrittweise Wiederherstellung des großrussischen Reiches als seine politische Lebensaufgabe betrachtet, kaum die ganze Wahrheit über seinen Charakter widerspiegeln. Aber auf solche Projektionen stützt sich die weitgehende Annahme, dass sich die aggressiven Absichten Putins über die Ukraine hinaus auf Georgien und die Republik Moldau, sodann auf die NatoMitglieder des Baltikums und schließlich bis weit in den Balkan hinein erstrecken. Diesem Persönlichkeitsbild eines wahn haft getriebenen Geschichtsnostalgikers steht ein Lebenslauf des sozialen Aufstiegs und der Karriere eines im KGB geschulten rational kalkulierenden Machtmenschen gegenüber, den die Westwendung der Ukraine und die politische Widerstandsbewegung in Belarus in seiner Beunruhigung über den politischen Protest in den fortschreitend liberaler denkenden Kreisen der eigenen Gesellschaft bestärkt haben. Aus dieser Sicht wäre die wiederholte Aggression eher als die frustrierte Antwort auf die Weigerung des Westens zu verstehen, über Putins geopolitische Agenda zu verhandeln – vor allem über die internationale Anerkennung seiner völkerrechtswidrigen Eroberungen und die Neutralisierung eines „Vorfeldes“, das die Ukraine einschließen sollte. Das Spektrum dieser und ähnlicher Spekulationen vertieft nur die Ungewissheit eines Dilemmas, das „äußerste Vorsicht und Zurückhaltung gebietet“ (so das Fazit einer lehrreichen Analyse von Peter Graf Kielmansegg in der FAZ vom 19. April 2022).

Wie erklärt sich dann aber die innenpolitisch aufgeheizte Debatte über die von Bundeskanzler Scholz immer wieder bekräftigte Politik einer in Übereinstimmung mit den EUund den Nato-Partnern überlegten Solidarität mit der Ukraine? Um die Themen zu entflechten, lasse ich den Streit über die Fortsetzung der bis zum Ende der Sowjetunion und auch noch darüber hinaus erfolgreichen Entspannungspolitik gegenüber einem unberechenbar gewordenen Putin, die sich nun als folgenreicher Fehler herausgestellt hat, beiseite; ebenso den Fehler deutscher Regierungen, sich auch unter dem Druck der Wirtschaft von billigen russischen Ölimporten abhängig zu machen. Über das kurze Gedächtnis der heutigen Kontroversen wird eines Tages das Urteil der Historiker entscheiden.

Anders verhält es sich mit der Debatte, die sich unter dem bedeutungsträchtigen Namen einer „neuen deutschen Identitätskrise“ schon jetzt mit den Konsequenzen der zunächst nüchtern auf die deutsche Ostpolitik und den Verteidigungshaushalt bezogenen „Zeitenwende“ befasst. Denn diese Debatte, die vor allem an Beispiele der erstaunlichen Konversion friedensbewegter Geister anknüpft, soll einen historischen Wandel der von rechts immer wieder denunzierten, tatsächlich schwer genug errungenen Nachkriegsmentalität der Deutschen ankündigen – und damit überhaupt das Ende eines auf Dialog und Friedenswahrung angelegten Modus der deutschen Politik.

Sie ist die zur Ikone gewordene Außenministerin

Diese Lesart fixiert sich auf das Beispiel jener Jüngeren, die zur Empfindlichkeit in normativen Fragen erzogen worden sind, ihre Emotionen nicht verstecken und am lautesten ein stärkeres Engagement einfordern. Sie erwecken den Eindruck, als habe sie die völlig neue Realität des Krieges aus ihren pazifistischen Illusionen herausgerissen. Das erinnert auch an die zur Ikone gewordene Außenministerin, die unmittelbar nach Kriegsbeginn mit glaubwürdigen Gesten und einer bekenntnishaften Rhetorik der Erschütterung einen authentischen Ausdruck verliehen hat. Nicht als stünde sie damit nicht auch für das Mitgefühl und den Impuls zu helfen, die in unserer Bevölkerung allgemein verbreitet sind; aber sie hat darüber hinaus der spontanen Identifizierung mit dem ungestüm moralisierenden Drängen der zum Sieg entschlossenen ukrainischen Führung eine überzeugende Gestalt gegeben. Damit berühren wir den Kern des Konflikts zwischen denen, die empathisch, aber unvermittelt die Perspektive einer um ihre Freiheit, ihr Recht und ihr Leben kämpfenden Nation einnehmen, und denen, die aus den Erfahrungen des Kalten Krieges eine andere Lehre gezogen und – wie doch die auf unseren Straßen Protestierenden auch – eine andere Mentalität ausgebildet haben. Die einen können sich einen Krieg nur unter der Alternative von Sieg oder Niederlage vorstellen, die anderen wissen, dass Kriege gegen eine Atommacht nicht mehr im herkömmlichen Sinne „gewonnen“ werden können.

Grob gesagt, bilden die eher national und die eher postnational geprägten Mentalitäten von Bevölkerungen den Hintergrund für verschiedene Einstellungen zu Krieg überhaupt. Diese Differenz wird deutlich, wenn man den bewunderten heroischen Widerstand und die selbstverständliche Opferbereitschaft der ukrainischen Bevölkerung mit dem vergleicht, was von „unseren“, sagen wir verallgemeinernd, westeuropäischen Bevölkerungen in ähnlicher Situation zu erwarten wäre. In unsere Bewunderung mischt sich ein gewisses Erstaunen über die Siegesgewissheit und den ungebrochenen Mut der Soldaten und der für den Kampf rekrutierten Jahrgänge, die finster entschlossen sind, ihre Heimat gegen einen militärisch weit überlegenen Feind zu verteidigen. Demgegenüber setzen wir im Westen auf Berufsheere, die wir bezahlen, um uns gegebenenfalls nicht selbst mit der Waffe in der Hand schützen zu müssen, sondern von Berufssoldaten schützen zu lassen.

Diese postheroische Mentalität hat sich im Westen Europas – wenn ich das so überverallgemeinernd sagen darf – während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts unter dem atomaren Schutzschirm der USA ausbilden können. Im Hinblick auf die möglich gewordenen Verwüstungen eines Atomkrieges hat sich in den politischen Eliten und dem jeweils weit überwiegenden Teil der Bevölkerungen die Einsicht verbreitet, dass internationale Konflikte grundsätzlich nur durch Diplomatie und Sanktionen gelöst werden können – und dass im Fall des Ausbruchs von militärischen Konflikten der Krieg, da er nach menschlichem Ermessen im Hinblick auf

das schwer kalkulierbare Risiko eines drohenden Einsatzes von ABC-Waffen nicht mehr im klassischen Sinne mit Sieg oder Niederlage zu Ende geführt werden kann, so schnell wie möglich beigelegt werden muss: „Vom Krieg kann man nur lernen, Frieden zu machen“, sagt Alexander Kluge. Diese Orientierung bedeutet nicht etwa einen grundsätzlichen Pazifismus, also Frieden um jeden Preis. Die Orientierung an der möglichst schnellen Beendigung von Destruktion, menschlichen Opfern und Entzivilisierung ist nicht gleichbedeutend mit der Forderung, eine politisch freie Existenz für das bloße Überleben aufzuopfern. Die Skepsis gegen das Mittel kriegerischer Gewalt findet prima facie eine Grenze an dem Preis, den ein autoritär ersticktes Leben fordert – ein Dasein, aus dem auch noch das Bewusstsein vom Widerspruch zwischen erzwungener Normalität und selbstbestimmtem Leben verschwunden wäre.

Die von den rechten Interpreten der Zeitenwende begrüßte Umkehr unserer ehemaligen Pazifisten erkläre ich mir aus einer Konfusion jener beiden gleichzeitig aufeinanderstoßenden, aber historisch ungleichzeitigen Mentalitäten. Diese markante Gruppe teilt die Siegeszuversicht der Ukrainer und appelliert mit großer Selbstverständlichkeit an das verletzte internationale Recht. Nach Butscha verbreitete sich in Windeseile die Parole: „Putin nach Den Haag!“ Das signalisiert allgemein die Selbstverständlichkeit der normativen Maßstäbe, die wir heute an die internationalen Beziehungen anlegen, also das tatsächliche Ausmaß der Veränderung in den entsprechenden Erwartungen und humanitären Sensibilitäten der Bevölkerung.

Noch muss übrigens mit jenem Putin verhandelt werden

In meinem Alter verhehle ich nicht eine gewisse Überraschung: Wie tief muss der Boden der kulturellen Selbstverständlichkeiten, auf dem unsere Kinder und Enkel heute leben, umgepflügt worden sein, wenn sogar die konservative Presse nach den Staatsanwälten eines Internationalen Strafgerichtshofes ruft, der weder von Russland und China noch von den USA anerkannt wird. Leider verrät sich in solchen Realitäten auch der doch noch hohl klingende Boden einer erregten Identifizierung mit den immer schriller gewordenen moralischen Anklagen der deutschen Zurückhaltung. Nicht als hätte es der Kriegsverbrecher Putin nicht verdient, vor einem solchen Gericht zu stehen; aber noch nimmt er im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen den Sitz einer Vetomacht ein und kann seinen Gegnern mit Atomwaffen drohen. Noch muss mit ihm ein Ende des Krieges, wenigstens ein Waffenstillstand verhandelt werden. Ich sehe keine überzeugende Rechtfertigung für die Forderung nach einer Politik, die – im peinigenden, immer unerträglicher werdenden Anblick der täglich qualvolleren Opfer – den gleichwohl gut begründeten Entschluss der Nichtbeteiligung an diesem Krieg de facto aufs Spiel setzt.

Politisch-mentale Differenzen, die sich aus ungleichzeitigen historischen Entwicklungen erklären, dürfen sich Verbündete nicht zum Vorwurf machen, sie sollten diese als Fakten zur Kenntnis nehmen und in ihrer Kooperation klug berücksichtigen. Aber solange diese Perspektiven bildenden Unterschiede im Hintergrund bleiben, verursachen sie wie im Falle der Reaktion der Abgeordneten auf die moralischen Ordnungsrufe des ukrainischen Präsidenten in seiner Videoansprache an den Bundestag nur eine Konfusion der Gefühle – ein Durcheinander zwischen ungaren Reaktionen der Zustimmung, des bloßen Verständnisses für die Perspektive des Anderen und der gebotenen Selbstachtung. Die Vernachlässigung der historisch begründeten Differenzen in der Wahrnehmung und Interpretation von Kriegen führt nicht nur, wie im Falle der brüsken Ausladung des deutschen Bundespräsidenten, zu folgenreichen Fehlern im Umgang miteinander. Sie führt, was schlimmer ist, zur einem reziproken Missverständnis dessen, was der andere tatsächlich denkt und will.

Diese Erkenntnis rückt auch die Konversion der einstigen Pazifisten in ein nüchterneres Licht. Denn sowohl die Empörung wie das Entsetzen und das Mitgefühl, die den motivationalen Hintergrund ihrer kurzschlüssigen Forderungen bilden, erklären sich ja nicht aus einer Absage an die normativen Orientierungen, über die sich die sogenannten Realisten immer schon mokiert haben. Sondern aus einer überprägnanten Lesart gerade dieser Grundsätze. Sie haben sich nicht zu Realisten bekehrt, sondern überschlagen sich geradezu in Realismus: Gewiss, ohne moralische Gefühle keine moralischen Urteile; aber das verallgemeinernde Urteil korrigiert auch seinerseits die beschränkte Reichweite der aus der Nähe stimulierten Gefühle.

Immerhin nicht zufällig sind die Autoren der „Zeitenwende“ jene Linken und Liberalen, die angesichts einer drastisch veränderten Konstellation der Großmächte – und im Schatten transatlantischer Ungewissheiten – mit einer überfälligen Einsicht Ernst machen wollen: Eine Europäische Union, die ihre gesellschaftliche und politische Lebensform weder von außen destabilisieren noch von innen aushöhlen lassen will, wird nur dann politisch handlungsfähig werden, wenn sie auch militärisch auf eigenen Beinen stehen kann. Macrons Wiederwahl markiert eine Galgenfrist. Aber zunächst müssen wir einen konstruktiven Ausgang aus unserem Dilemma finden. Diese Hoffnung spiegelt sich in der vorsichtigen Formulierung des Zieles, dass die Ukraine den Krieg nicht verlieren darf.


 

Война и возмущение


Перевод: Дарья Пыльная; редактура: Анна Винкельман; https://telegra.ph/Krieg-und-Emp%C3%B6rung-05-08


Спустя 77 лет после окончания Второй Мировой войны и через 33 года после того как закончился мир, сохраняемый в равновесии ужаса перед угрозой взаимного уничтожения мир, и тем не менее все же нарушенный мир, перед нами вновь предстают тревожные картины войны, своевольно развязанной Россией. Эта война представлена в нашей повседневности посредством медиа как никогда. Украинский президент, отлично понимающий силу кадров и образов [Bilder], делает впечатляющие обращения. Изо дня в день всё новые леденящие кровь сцены разрушений и человеческого страдания в западных социальных сетях находят отклик, разносящийся эхом. Новизна открытости и просчитываемость того, как война оказывает влияние на общественность производит на нас, на старшее поколение, более глубокое впечатление, чем на уже привыкших к медиа молодых людей.

Однако будь то качественная постановка или нет, это факты, цепляющие нас, а к их шокирующему воздействию добавляется осознание территориальной близости происходящего. Таким образом беспокойство, шок и возмущение западного наблюдателя возрастают на Западе с каждой новой смертью, с каждым убитым, с каждым военным преступлением — возрастает и желание как-то противостоять этому. Рациональной предпосылкой этих бушующих по всей стране эмоций является самоочевидная солидарность в отношении Путина и русского правительства, незаконно и противоправно развязавших широкомасштабную агрессивную войну, своими систематическими бесчеловечными действиями нарушающих международное гуманитарное право.

Самоуверенность и агрессивность обвинителей Олафа Шольца сбивают с толку.

Несмотря на эту единодушную партийную позицию, среди правительств стран западного альянса наметился дифференцированный подход; в Германии, подогреваемая голосами прессы, разгорелась борьба мнений о характере и объеме военной помощи Украине. Требования безосновательно подвергшейся нападению Украины, которая без колебаний оборачивает политические просчеты и ошибочные шаги предыдущих немецких правительств моральным шантажом, настолько же понятны, насколько очевидны те чувства, сострадание и желание оказать помощь, которые они пробуждают во всех нас.

И все же меня раздражает самоуверенность, с которой в Германии возмущенные обвинители выступают против действующего рефлекторно и сдержанно федерального правительства. В интервью для “Der Spiegel” канцлер резюмировал принципы своей политики:

«Мы противостоим страданиям, которые Россия причиняет Украине, всеми имеющимися в нашем распоряжении средствами таким образом, чтобы не спровоцировать неконтролируемую эскалацию конфликта, которая привела бы к катастрофе на всем континенте, возможно, даже во всем мире».

После того как Запад принял решение не вмешиваться в этот конфликт в качестве одной из воющих сторон [Kriegspertei], существует и порог риска, исключающий невоздержанное участие в гонке вооружений Украины. Совсем недавно это вновь было еще лучше видно, так как оттенилось солидарностью, проявленной Германией с нашими союзниками во время встречи на авиабазе Рамштайн, а также новыми угрозами Лаврова применить ядерное оружие. Те, кто, невзирая на этот порог, намерены продолжать в агрессивно-самоуверенном тоне подталкивать канцлера на этом пути все дальше, упускают из виду или не осознают дилемму, перед которой война в Украине поставила Запад, связавший себе руки взвешенным, морально обоснованным решением в ней не участвовать.

Канцлер Германии прав, настаивая на политически ответственном и взвешенном рассмотрении вопроса.

Дилемма, вынуждающая Запад рассматривать рискованные альтернативы в попытках избежать выбора из двух зол — поражения Украины или эскалации ограниченного конфликта в третью мировую войну — очевидна. С одной стороны, мы усвоили урок холодной войны, состоящий в том, что война против ядерной державы не может быть “выиграна” в каком бы то ни было адекватном смысле — по крайней мере, не за счет военной силы в пределах обозримого периода в ходе горячего конфликта. Потенциал ядерной угрозы [Drohpotential] означает, что оказавшаяся под угрозой сторона, независимо от того, обладает ли она сама ядерным оружием или нет, не сможет избежать ужасающих разрушений, вызванных применением оружия массового поражения, ни победив, ни, в лучшем случае, достигнув компромисса, который мог бы помочь сохранить лицо обеим сторонам. В таком случае уже ни от одной из сторон не будут ожидать, что они смирятся с поражением, которое оставило бы их в положении “проигравших”. Переговоры о прекращении огня, которые в настоящее время ведутся параллельно с боевыми действиями, являются выражением этого понимания; на данный момент обе стороны по-прежнему смотрят на противника как на возможного партнера по переговорам.

Хотя сам потенциал ядерной угрозы со стороны России зависит от того, насколько Запад доверяет Путину в вопросах применения оружия массового поражения, в действительности же, в течение последних нескольких недель ЦРУ уже предупреждало о существующей опасности использования т.н. тактического ядерного оружия (которое, очевидно, было разработано лишь для того, чтобы снова сделать возможной войну между ядерными державами). Это создает асимметрию за счет преимущества России перед НАТО, избегающими прямого вступления в конфликт из-за апокалиптических масштабов потенциальной мировой войны с участием четырех ядерных держав.

Путин теперь принимает решение о том, когда Запад переступит порог, установленный международным правом; по ту сторону порога военная поддержка Украины уже будет официально рассматриваться как вступление Запада в войну.

Ввиду опасности перерастания конфликта в глобальный, чего необходимо избежать любой ценой, неопределенность такого решения не оставляет места для рискованной игры в покер. Даже если бы Запад был достаточно циничен, чтобы расценивать «предупреждения» о возможности применения тактического ядерного оружия в качестве реального риска, то есть в худшем случае принять это как данность, кто гарантирует, что дальнейшую эскалацию можно будет остановить? Остается лишь поле для дискуссий и доводов, требующих взвешенного рассмотрения в свете обязательных технических знаний и той необходимой информации, которая далеко не всегда находится в открытом доступе, чтобы иметь возможность принимать обоснованные решения. Запад, уже не оставивший сомнений в своем фактическом участии в войне, с самого начала введя жесткие санкции, должен тщательно обдумывать каждый последующий шаг, оказывая военную поддержку Украине, и задаваться вопросом, не переступает ли он тем самым неопределенную границу (неопределенную, поскольку она зависит лишь от того, как ее определяет Путин) формального вступления в войну.

С другой стороны, из-за этой асимметрии Запад не может позволить шантажировать себя как угодно, о чем известно и российской стороне: если бы Запад оставил Украину на произвол судьбы, это не только стало бы скандалом как с политической, так и моральной точки зрения, но не отвечало бы его собственным интересам. Ведь тогда Запад будет вынужден снова играть в ту же русскую рулетку в случае с Грузией, Молдавией… — любым государством, рискующим оказатья следующим. Конечно, асимметрия, которая может загнать Запад в тупик в долгосрочной перспективе, поддерживается лишь до тех пор, пока он — по веским причинам — избегает риска глобальной ядерной катастрофы. Так, аргумент о том, что Путина нельзя загонять в угол, потому что тогда он будет способен на все, противопоставляется другому, утверждающему, что именно такая «политика страха» обеспечивает противнику свободу действий, чтобы шаг за шагом обострять конфликт (Ральф Фюкс в SZ). Конечно, этот аргумент также лишь подтверждает характер трудно прогнозируемого положения. До тех пор, пока мы не вступаем в войну на стороне Украины, вид и степень военной поддержки также должны оцениваться и с этой точки зрения. Любой, кто обоснованно выступает против «политики страха», уже находится в рамках аргументации того политически ответственного и всесторонне информированного взвешенного подхода, на котором справедливо настаивает канцлер Олаф Шольц.

Ведущие немецкие СМИ распространяют спекуляции о Путине как в лучшие советские времена.

Речь при этом идет об уважении того, что мы считаем приемлемой интерпретацией Путиным законодательно установленных ограничений, которые мы сами на себя наложили. Истерические противники линии правительства, отрицая последствия фундаментального решения, которое они не подвергают сомнению, непоследовательны. Решение не вступать в конфликт не означает, что Запад должен бросить Украину в ситуации войны с превосходящим по силе противником (up to the point of immediate involvement) [в оригинале сказано по-английски – прим.ред.]. Поставки оружия, очевидно, могут благоприятно повлиять на ход борьбы, которую Украина намерена продолжать даже ценой больших жертв. Но разве не является благочестивым самообманом делать ставку на победу Украины в смертоносной войне против России, не взяв в руки оружие? Разжигающая вражду риторика плохо сочетается со зрительской ложей, с которой она так прекрасно звучит, ведь это не отменяет непредсказуемости соперника, способного положить все яйца в одну корзину. Дилемма состоит в том, что Запад может разве что сигнализировать Путину, который, по всей видимости, готов к эскалации конфликта и применению ядерного оружия, о том, что он, Запад, настаивает на целостности государственных границ в Европе, предоставляя ограниченную военную поддержку Украине, которая остается по эту сторону определенной международным правом красной линии вступления в войну.

Трезвое рассмотрение вопроса об ограничении военной помощи еще более осложняется оценкой мотивов, которые привели российскую сторону к явно проигрышному решению. Фокус на личности Путина приводит к дичайшим спекуляциям, которые наши СМИ сегодня раздувают, как в лучшие времена спекулятивной советологии. Преобладающий сегодня образ Путина как решительного ревизиониста необходимо как минимум сопоставить с рациональной оценкой его интересов. Даже если Путин считает распад Советского Союза огромной ошибкой, образ безумного мечтателя, с благословения Русской православной церкви и под влиянием авторитарного идеолога Александра Дугина, решившего, что делом его политической жизни является постепенное восстановление Российской империи, вряд ли могло бы отразить всю правду о его характере. Однако именно на таких прогнозах основано широко распространенное предположение о том, что агрессивные намерения Путина простираются далеко за пределы Украины: на Грузию и Молдавию, членов НАТО в Прибалтике и, наконец, на Балканы.

Так можно ли “выиграть” войну против ядерной державы?

Этому портрету [Путина – прим.ред.] одержимого, пребывающего в состоянии бредовой ностальгии, противопоставляется жизнеописание расчетливого и властолюбивого человека,  прошедшего подготовку в КГБ и продвигавшегося по социальной лестнице; поворот Украины на Запад и движение политического сопротивления в Беларуси лишь укрепили в нем беспокойство касательно политического протеста в либерально настроенных кругах российского общества. С этой точки зрения, повторная агрессия скорее должна быть понята как разочарованный ответ на отказ Запада вести переговоры по геополитической повестке дня Путина –- особенно что касается международного признания его завоеваний в нарушение международного права и нейтрализации «предполья» (буферной зоны), которое должно было включать в себя Украину. Разнообразие вышеописанных и подобных им спекуляций лишь углубляют подвешенный характер дилеммы, обращение с которой «требует крайней осторожности и сдержанности» (такой поучительный вывод можно вынести из анализа Петера Графа Кильмансегга в FAZ от 19 апреля 2022 года).

Но как тогда объяснить разгоревшиеся внутри страны дебаты по поводу неоднократно подтвержденной политики солидарности канцлера Шольца с Украиной, которая считается согласованной с партнерами по ЕС и НАТО? Чтобы разобраться в этих вопросах, я оставлю в стороне споры о продолжении политики разрядки по отношению к непредсказуемому Путину, которая виделась успешной как до, так и после распада Советского Союза, но в итоге оказалась серьезной ошибкой. Также я не буду касаться и темы просчета немецких властей, под экономическим давлением поставивших себя в зависимость от дешевой российской нефти. О короткой памяти сегодняшних полемистов когда-нибудь вынесут суждение историки.

Иначе дела обстоят с дебатами, которые под многозначительным заглавием “Новый кризис немецкой идентичности” уже имеют дело с последствиями “поворота времен”, изначально трезво относящимися к немецкой восточной политике и оборонному бюджету. Ведь эти дебаты, отсылающие главным образом к примерам удивительного преображения миротворцев, должны возвестить об историческом изменении послевоенного менталитета немцев; о произведенном с большим трудом изменении, которое вновь и вновь осуждается правыми, и, таким образом, о конце модальности немецкой политики, основанной прежде всего на диалоге и поддержании мира.

Овладевающая эмоциями людей министр иностранных дел уже стала символом этого мира и диалога. [Имеется в виду Анналена Бербок из партии “зеленых”, которая поехала на Украину – прим. пер. ]

Такое прочтение полагается на пример тех молодых людей, которые были воспитаны чувствительными к нормативным вопросам, они не скрывают своих эмоций и громче всех призывают к активному участию и вовлеченности. При взгляде на них создается впечатление, что абсолютно новые реалии войны избавили их от пацифистских иллюзий. Об этом напоминает и ставшая иконой министр иностранных дел, которая сразу же после начала войны своими убедительными жестами и исповедальной риторикой придала этому потрясению аутентичное выражение. Дело даже не в том, что она отстаивала сострадание и стремление помочь, широко распространенные среди нашего населения; скорее она нашла убедительный образ для спонтанной идентификации с бурным морализаторским порывом украинского руководства, настроенного на победу. Таким образом, мы затрагиваем суть конфликта между теми, кто с сочувствием, однако весьма стремительно принимает точку зрения нации, борющейся за собственные свободу, права и жизнь, и теми, кто извлек иной урок из опыта холодной войны и — подобно тем, кто протестует на наших улицах –- сформировал другой менталитет. Одни могут представить себе исход войны исключительно в перспективе победы или поражения, другие же знают, что война против ядерной державы уже не может быть “выиграна” в привычном смысле.

Грубо говоря, более национальный и постнациональный менталитеты населения формируют фон для различного отношения к войне в целом. Эта разница становится очевидной, если сравнить восторженное героическое сопротивление и очевидную готовность к самопожертвованию украинцев с тем, что в аналогичной ситуации можно было бы ожидать от западноевропейского общества. К нашему восхищению примешивается некоторое изумление уверенностью в победе и непоколебимым мужеством солдат и мобилизованных добровольцев, которые с мрачной решимостью защищающих свою родину от значительно превосходящего по силе противника. Мы на Западе, напротив, полагаемся на профессиональную армию, которую мы финансируем, чтобы в случае необходимости знать, что мы под защитой и нам не придется самим брать в руки оружие.

И, кстати, впереди нас ждут переговоры с Владимиром Путиным.

Этот постгероический менталитет появился в Западной Европе, если такое обобщение возможно, во второй половине ХХ века под ядерным зонтиком США. Ввиду разрушительности потенциальной ядерной войны политические элиты и подавляющее большинство населения пришли к  пониманию того, что международные конфликты в принципе могут быть разрешены только дипломатическим путем и санкциями — и что в случае начала вооруженного конфликта ситуация должна быть урегулирована в кратчайшие сроки, ведь, насколько мы можем судить, ​​их уже нельзя будет завершить победой или поражением в привычном смысле из-за трудно прогнозируемого риска вероятного применения оружия массового поражения: “Единственное, чему можно научиться на войне, так это как заключать мир”, — говорит Александр Клюге. Такая ориентация не означает фундаментального пацифизма, т.е. мира любой ценой. Курс на скорейшее прекращение разрушений, человеческих жертв и процесса децивилизации не является синонимом требования пожертвовать политически свободным существованием ради исключительно выживания. Скептическое отношение к средствам военного насилия prima facie находит предел в цене, которую требует авторитарная удушающая жизнь — существование, в котором отсутствует понимание противоречия между принудительной нормой и самоопределяющейся жизнью.

Я объясняю обращение наших бывших пацифистов, приветствуемое правыми сторонниками «поворота истории», себе из смешения этих двух одновременно сталкивающихся, но исторически несопоставимых менталитетов. Эта своеобразная группа разделяет уверенность украинцев в победе и самозабвенно апеллирует к нарушенному международному праву. После Бучи лозунг «Путина в Гаагу!» разлетелся в мгновение ока. В целом, это свидетельствует о самоочевидности нормативных стандартов, которые сегодня действуют в рамках международных отношений, то есть о реальной степени изменения соответствующих ожиданий и гуманитарных чувствительностях населения.

В свои годы я не скрываю некоторого удивления: как же глубоко должна быть вспахана почва культурной самоочевидности, на которой сегодня живут наши дети и внуки, если даже консервативная пресса взывает к прокурорам Международного уголовного суда, который не признают ни Россия, ни Китай, ни США. К сожалению, такие реалии также выдают пустозвонство восторженной идентификации со все более резкими обвинениями в адрес немецкой сдержанности. Речь не о том, что военный преступник Путин не заслуживает предстать перед таким судом, но о том, что он по-прежнему занимает место с правом вето в Совете Безопасности ООН и может угрожать своим противникам ядерным оружием. С ним еще предстоит договориться об окончании войны,  или, по крайней мере, о прекращении огня. Я не вижу убедительного обоснования для требования проведения политики, которая – при мучительном, с каждым днем все более невыносимым зрелище ежедневно страдающих жертв de facto – играется с хорошо аргументированным и взвешенным решением о неучастии в этой войне.

Изменения, происходящие с бывшими пацифистами, ведут к ошибкам и недоразумениям.

Политико-ментальные различия, которые можно объяснить неравномерностью исторического развития, не должны становиться почвой для упреков союзникам; они должны быть приняты как факт учтены в процессе сотрудничества. Но пока эти образующие перспективы различия остаются на заднем плане, как в случае с реакцией депутатов на призвавшего к порядку украинского президента в его видеообращении к Бундестагу, они лишь провоцируют спутанность чувств, –- спутанность между неаргументированным одобрением, простым пониманием другой точки зрения и должным самоуважением. Игнорирование исторически обусловленных различий в восприятии и интерпретации войны ведет не только к судьбоносным ошибкам в отношениях друг с другом. Самое страшно, что оно приводит ко всеобщему непониманию того, что на самом деле думает и чего хочет другой.

Это осознание также заставляет более трезво взглянуть на изменения, происходящие с бывшими пацифистами. Ведь ни возмущение, ни ужас, ни сострадание, составляющие мотивационный фон их недальновидных требований, нельзя объяснить отказом от нормативных принципов, над которыми всегда посмеивались так называемые реалисты; скорее их можно объяснить чрезмерно требовательной интерпретацией этих принципов. Они не обратились в реалистов, но практически перевернулись в них: конечно, без моральных чувств нет и моральных суждений; однако обобщающее суждение также в свою очередь корректирует ограниченный диапазон чувств, вызываемых в первую очередь.

В конце концов, не случайно, что авторами «Zeitenwende» [“Новая эра” – прим.ред.]  являются те левые и либералы, которые перед лицом резко изменившейся констелляции крупных держав –- и в тени трансатлантической неопределенности — полагают, что стоит серьёзно подойти к назревшему прозрению: Европейский Союз, который хочет сохранить стабильность своего социального и политического уклада, избегая внешних и внутренних угроз, станет политически дееспособным только тогда, когда сможет встать на ноги в военном отношении. Переизбрание Макрона знаменует собой передышку. Тем не менее, прежде всего мы должны найти конструктивный выход из сложившейся дилеммы. Эта надежда выражается в осторожной формулировке цели: Украина не должна проиграть войну.